Donnerstag, 19. Juni 2014

Nimm Dank und Anerkennung an

Kennst Du das, Du hast von Deinem Chef eine Aufgabe bekommen, die Dich richtig gefordert hat? Du hast einen Text geschrieben, um anderen Dein Wissen mitzuteilen? Du hast einem guten Freund beim Umzug geholfen? Jedes Mal hast Du viel Zeit und Elan investiert und Dir Mühe gegeben. Dein Gegenüber bedankt sich bei Dir für die gute Arbeit und, wie sehr ihm Dein Einsatz geholfen hat. Du hingegen antwortest nur mit: “Ach, das war doch kein Problem.”, “Das hätte jeder andere genauso gut hinbekommen.” oder “Naja, ich hätte mich schon mehr anstrengen können.”

Doch warum ist das so? Warum können wir nicht Lob annehmen und machen uns stattdessen klein? Viele Menschen haben das Problem, dass sie ihr eigenes Licht unter den Scheffel stellen. Ein anderer hätte es doch genauso gut oder besser machen können. Nein! Ich habe es getan und ich habe mir Mühe gegeben, ich habe Zeit investiert und eine gute Arbeit abgeliefert. Also gebührt mir dafür auch Anerkennung und diese sollte ich auch annehmen.
Warum helfen wir denn unseren Freunden oder Bekannten, warum liefern wir im Beruf gute Ergebnisse ab? Wir wollen gefallen. Wir wollen dem anderen etwas Gutes tun und wir wollen dafür auch Anerkennung haben. Nur diese Anerkennung annehmen, damit tun wir uns oftmals schwer.
Vielleicht fällt es Dir einfacher, wenn Du einmal die Position des anderen einnimmst.
Hierzu ein Beispiel (das Beispiel ist zwar nicht ganz stimmig, aber soll erst einmal reichen). Du bist auf einen Geburtstag eingeladen. Im Vorfeld machst Du Dir viele Gedanken, was Du denn schenken könntest. Nachdem Du endlich das passende Geschenk gefunden hast, verpackst Du es schön und überreichst es dem Geburtstagskind. Welche Situation verschafft Dir nun mehr Freude. Der Beschenkte nimmt Dein Geschenk, bedankt sich höflich und stellt es zu den anderen auf einen Tisch. Oder, der Beschenkte nimmt Dein Geschenk entgegen, voller Vorfreude, öffnet es und Du kannst in seinen Augen direkt erkennen, wie sehr er sich darüber freut und er bedankt sich überschwänglich bei Dir. Hier ist es doch so, dass es viel besser gefällt, wenn die Gedanken, die Du Dir gemacht hast, honoriert werden und Du nicht nur einer von vielen bist, dessen Geschenk einfach auf dem Gabentisch landet. Du freust Dich, dass Deine Arbeit sich ausgezahlt hat und Du jemandem eine Freude bereiten konntest. Doch warum klappt das oftmals in anderen Bereichen nicht, bzw. warum können wir so oft kein Lob annehmen und verstecken uns stattdessen lieber?
Gehen wir das Ganze jetzt mal von der anderen Seite, von der des Gegenübers, an.
Bleiben wir bei dem Geburtstagsgeschenkbeispiel. Der Beschenkte freut sich riesig darüber, dass Du Dir so viel Mühe gegeben hast und das für ihn  passende Geschenk gefunden hast. Er möchte Dir nun seinen Dank aussprechen, denn das befriedigt widerrum ihn, da er Dir etwas Gutes tun kann, in dem er Dir für Deine Arbeit dankt. Wenn Du nun aber im Gegenzug den Dank nicht annimmst, weil es für Dich, warum auch immer, keine große Sache ist, stößt Du den anderen vor den Kopf, da er Dir, mit seinem Dank, eine Freude machen wollte Genauso verhält es sich im Kleinen auch, wenn Dir jemand ein Lob ausspricht, wenn Du etwas gut gemacht hast.


Zusammenfassend können wir festhalten:


  • mache Dich selber nicht kleiner als Du bist, sondern nimm Lob und Dank an und freue Dich ehrlich darüber (denn wir tun nunmal oftmals Dinge um dafür von anderen Anerkennung zu erhalten)
    • sich selber klein zu machen, mindert das eigene Selbstwertgefühl und ist weder gerechtfertigt, noch sinnvoll
    • stolz auf die eigenen Leistungen zu sein, stärkt widerrum das Selbstwertgefühl
  • mache dem Anderen eine Freude, denn diesen erfreut es ebenso, wenn Du seine Wertschätzung annimmst

In diesem Zusammenhang möchte ich auch gleich noch eine Ergänzung anführen, die ganz gut in den Kontext passt. Ist Dir der Begriff Reziprozitäts-Effekt ein Begriff? Der Begriff Reziprozität bedeutet in der Soziologie Gegenseitigkeit. Dies stellt ein Grundprinzip menschlichen Handelns dar. Hierauf beruht zum Beispiel (wahrscheinlich) das Sprichwort “Eine Hand wäscht die andere”. Wenn uns jemand etwas Gutes tut, dann möchten wir ihm unbewusst auch etwas Gutes zurück geben. Wir möchten quasi einen Ausgleich schaffen, bzw. ungern in der “Schuld” des anderen stehen. Diesen Ausgleich nenne ich im Folgenden Reziprozitäts-Effekt. Nun ist es so, dass dieser Reziprozitäts-Effekt auch zu manipulativen Zwecken benutzt werden kann. Beispielsweise mit Gratisproben in Kaufhäusern, oder mit Postkarten als Geschenk bei Spendenaufrufen. Der Manipulateur zielt also darauf ab, dass Du Dich so fühlst, als würdest Du in seiner Schuld stehen um von Dir eine entsprechende Gegenleistung zu erhalten. Natürlich zielt nicht jeder, der Dir etwas Gutes tut, sofort auf diesen Effekt ab, meistens möchte Dein Gegenüber Dir einfach eine Freude machen. Allerdings solltest Du wenn es um vermeintliche Geschenke oder Gefälligkeiten geht (gerade im Komsumbereich) wachsam sein. Mit diesem Wissen im Hinterkopf wirst Du wahrscheinlich nicht (mehr) so schnell in die Gefälligkeitsfalle tappen. Oder drehe den Spieß einfach um und nimm das “Geschenk” dankend an, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen :).

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nun ich gehöre klar in die Kategorie Mensch, die Lob nicht so gerne hört. Lob bedeutet Rampenlicht, Rampenlicht ist nicht meins. Ganz einfach. Wichtiger aber ist mir festzuhalten, dass mein Maßstab nicht in der Anerkennung Anderer ist, sondern vielmehr das Erreichen des eigenen Anspruchs. Und der liegt bei mir höher als der des normales Durchschnitts - was zwangsläufig dazu führt, dass Fremd-Lob erst auf die Waage gelegt wird: Lob für das Richtige & Wichtige oder das Nichtige ?
Kurz: Menschen sind kompliziert und ich einer davon.

Herzlichen Gruss Holger Krah

Unknown hat gesagt…

Korrekt ist das soweit, dass jeder Mensch Dinge aus unterschiedlichen Gruenden im Leben tut.
Fuer den einen ist das Anerkennung, fuer den anderen Geld, und der naechste tut das um Macht zu erhalten.

Wem der Punkt Anerkennung von anderen Menschen nicht so wichtig ist, darf natuerlich gern so leben.

Ein Punkt in diesem Beitrag ist aber wiederum die Dankbarkeit dem Lobenden gegenueber zurueckzugeben, damit eben jener auch ein gutes Gefuehl hat und sich selbst besser fuehlen kann ;).

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